Anlässlich des hundertsten Geburtstags von Sabine Weiss (1924-2021) präsentiert das Photo Elysée eine Ausstellung zu Ehren der Fotografin und lädt die bildende Künstlerin Nathalie Boutté (Frankreich, 1967) ein, mit ihrem Werk in Dialog zu treten.
Als bedeutende Figur der französischen humanistischen Fotografie war Sabine Weiss nicht nur Strassen-, Mode- und Werbefotografin, sondern auch Fotojournalistin für zahlreiche internationale Zeitschriften, und erkundete alle Aspekte ihres Berufs seit über sechzig Jahren.
Während Sabine Weiss ihr Werk aufbaute, indem sie die Strassen fotografierte oder Aufträge in ihrem Studio erfüllte, macht Nathalie Boutté keine Fotografien, sondern schafft Papierarbeiten, die von Bildern grosser Fotografen inspiriert sind. Ihr Prozess ist akribisch: Sie schneidet Hunderte von Papierstreifen mit Texten zu dem gewählten Bild – hier Zitate von Sabine Weiss – bevor sie diese zusammensetzt, um das Originalfoto neu zu gestalten. Die Grautöne der Papierstreifen erzeugen Abstufungen, ähnlich wie Pixel auf einem digitalen Bildschirm. Aus der Nähe betrachtet wird der Text auf den Papierstreifen sichtbar, aber erst aus der Entfernung wird das Bild erkennbar. Indem das Photo Elysée die Archive der Fotografin dem Blick von Nathalie Boutté öffnet, enthüllt es einen unbekannten Aspekt von Sabine Weiss' Werk, insbesondere ihre Studioarbeit.
Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl ikonischer Werke der Fotografin und zeigt einige Schätze unter den zahlreichen Negativen, Abzügen und Kontaktbögen, die ihre Archive ausmachen. Im Jahr 2017, im Bewusstsein der Bedeutung der Bewahrung ihrer Arbeit, wählte Sabine Weiss das Photo Elysée aus, um ihr Archiv zu bewahren, das Anfang 2024 in die Sammlungen des Museums auf Plateforme 10 gelangte.